Peter Maffay im exklusiven Interview über “Parenting”, Gen Z und Rock n Roll!


Vor kurzem fand in Frankfurt wieder die Buchmesse statt. Zahlreiche Stars und Sternchen waren vertreten, darunter auch einige wahre Legenden. Einer von Ihnen: Peter Maffay. Der Trecker und Harley Fan, der auf seinem eigenen Gut auch Hühner hält, hat eine fulminante Laufbahn als Musiker hinter sich. 55 Jahre Erfolg, darunter 21 Nummer 1 Platzierungen und unzählige Musikpreise, kann er auf seinem Konto verbuchen. Bei der Buchmesse präsentierte er seinen neuen Bildband “Kein Weg zu Weit“, der die wichtigsten und emotionalsten Stationen auf fast 250 Seiten darstellt. Die Fotos hat Maffay zu Hause selbst ausgesucht.

Autor und ebenfalls Musiker Patrick Kronenberger durfte Peter Maffay bei der Musikmesse exklusiv Interviewen und ein paar Fragen stellen. Das Interview findet ihr im übrigen auch auf unserem Youtube Kanal.

BM: Sind das jetzt hier die letzten Termine vor dem Beginn deiner Elternzeit? Oder hat die schon längst angefangen?

Peter Maffay: “Die Kleine kommt nächstes Jahr in die Schule. Bis dahin bin noch zu Gange mit den Auswirkungen der Tour, Tonträger und dem Buch. Hendrikje ist auch sehr aktiv. Sie hat ein Kindermusical am Start, also von Ruhe noch nicht viel. Dieses Jahr klingt dann irgendwann mal Ende Dezember aus und nächstes Jahr werden wir es dann ein bisschen spüren, dass alles ein anderen Rhythmus bekommt. Aber im Augenblick full power. Es wird natürlich nicht so sein, dass wir keine Musik mehr machen und das das kann ich auch gar nicht. Ich wüsste nicht, wie ich den Tag verbringen soll. Aber die Tourneen, so wie wir sie früher gemacht haben: nein. Weil sie einfach zu viel Zeit wegnehmen. Und Anouk ist jetzt fünf und wird jetzt im November 6.”

BM: Meiner ist jetzt drei und die Tochter ist gerade ein Monat alt geworden.

Peter Maffay: “Siehst du und der große Unterschied zwischen Dir und mir ist im Alter begründet. Mein Zeitfenster ist sehr viel kleiner als deins. Aber das merkst du ja bei deinen Kindern sicher auch: Die Sprünge, die die machen, wenn man die verpasst verpasst man eine ganze Menge. Das will ich nicht.”

BM: In dem Zusammenhang mal so eine Frage zum Elterndarsein. Es gibt ja im Internet viele so Videos da geht’s um neudeutsch “parenting” Wie erzieht man seine Kinder heute. Die Ansichten der Generation Z und den “Boomern” oder “Generation X” geh’n da ja auseinander. Ist das bei euch zu Hause auch Thema, seid ihr da auf einer Wellenlänge was die Erziehungsstrategien angeht?

Peter Maffay: “Ich bin ich bin überzeugter Rock ‘n Roller. Und das ist jetzt nicht Blabla, sondern die meisten oder viele Leute können nicht einordnen und wissen nicht was das ist. Die meinen das ist irgendwie “einen wilden Mann machen” mit Nieten in der Hose, ja das auch, aber das Entscheidende ist, dass man gewisse Konventionen für überholt hält und deswegen auch dagegen handelt und das wiederum bedeutet nicht, dass alles nur kontra ist und es gibt ein paar Werte – für mich zumindest – im Leben, die sich nie verändern. Zeige mir den Ersatz für Liebe. Wird nicht geh’n. Der Ersatz für Hunger wird auch nicht geh’n, und und und. Deswegen glaube ich, verändert sich auch in der Erziehung von Kindern nicht so wahnsinnig viel, was die Grundsätzlichkeit anbelangt. Kinder brauchen einen Platz, wo sich geborgen fühlen wo sie sich anlehnen können, wo sie Schutz bekommen und so weiter. Das wird man auch in tausenden von Jahren, sollten wir die Erde bis dahin noch nicht ganz kaputt gemacht haben, noch so handhaben. Aber wir haben es mit Verschiebungen in der Gesellschaft zu tun, die Welt ist im Grunde genommen kleiner geworden, globaler. Die Dinge, die uns tangieren kommen von weit her und umgekehrt. Wir leben alle zusammen und müssen zusammen klar kommen. Die Herausforderungen sind immens. Das hat sich verändert und wird sich auch weiter verändern aber insofern ist also die Erziehung von Kindern aus meiner Sicht auf der anderen Seite konservativ und konventionell und auf der anderen Seite muss man sehen was bringt die Zeit für Zeichen mit sich.”

BM: Jetzt warst du ja immer jemand der auch mal über kritische Themen, über Kalten Krieg und so Sachen gesungen hat. Vermisst du das in der heutigen Zeit dass Musiker Kollegen sich mit so Sachen nicht mehr so auseinandersetzen? Unser Musikmagazin ist ja gerichtet an (m,w,d) Newcomer Musiker, junge Songschreiber, Texter, Komponisten und Leute die Sänger Sängerin werden wollen. Würdest du denen irgendwie was mit auf dem Weg geben wie die ihre Karriere vielleicht sinnvoll angehen könnten, dass was für die Nachwelt erhalten bleibt?

Peter Maffay: “Zum einen, zu dem Bruch mit den Konventionen gehört auch den Alten nicht immer alles abzukaufen was sie sagen. Mein Sohn ist 21, der macht auch Musik. Wenn ich mir seine Texte angucke dann merke ich, dass er viel früher dran ist sich gesellschaftlich politisch und so weiter zu artikulieren. Das braucht noch ein bisschen, bis er – ich sag mal gewisse Dinge auf den Punkt bringt, aber das ist ja normal. Mit 21 kann man nicht verlangen, dass man alles schon weiß und alles kennt und alles auch richtig artikuliert. Aber der Ansatz stimmt und der Jugend den Vorwurf zu machen und im im speziellen auch Musikern und Musikerinnen den Vorwurf zu machen sie seien unpolitisch ist absoluter Quatsch. Es gibt so viele andere Möglichkeiten sich zu artikulieren dass das nicht immer auf der Ebene von Musik passieren muss. Ja also, auch wir singen nicht 24 Stunden am Tag “Eiszeit”. So gibt auch auch andere Themen und und flachere Themen und und weniger Themen, die in diese Richtung gehen, aber ich glaube, wenn man – und es gibt Erhebungen gerade in letzter Zeit, die das widerlegen. Diese Ansicht, dass die Jugend unpolitisch ist falsch.

Getriggert durch die Vorkommnisse durch die Konflikte die wir haben Ukraine Israel und so weiter, sind es gerade die jungen Menschen die Angst haben vor vor der Zukunft und vor von ihrer Perspektive, weil sie sehen, wie die Erwachsenen alles torpedieren was sinnvoll ist für deren Entwicklung. Wir lassen ja zu, dass dieser ganze Mist passiert. Da gibt ja auch noch welche, die schreien ganz laut permanent nach Waffen und weiß der Kuckuck was. Und die Jugend wird einfach noch nicht ernst genug genommen in ihren Befürchtungen. Sie ist viel pazifistischer eingestellt. Viel kommunikativer, viel übergeordneter. Wir haben Musik, die uns verbindet und über alle Kontinente hinweg. Wir haben Literatur und und und. Die Jugend, die praktiziert das viel mehr als die Erwachsenen. Die werden steif und sagen wir müssen verteidigen was für ein Bullshit! Was wir verteidigen müssen ist der Frieden! “

BM: Also ich finde es schön dass Du da so diese Ansicht vertrittst. Jetzt hast du, kürzlich die 21te Nummer 1 abgeräumt. Noch mal herzlichen Glückwunsch. Ist das in der heutigen Zeit noch so möglich, wenn du jetzt heute noch mal anfangen würdest den Rock ‘n Roll Weg durch die kleinen Pubs, durch die Clubs über die Festivals zu geh’n, oder würdest Du heute auch sagen ich mache jetzt erstmal ein Tiktok Kanal auf.

Peter Maffay: “Also ist es heute noch möglich, dass einer einen Marathon gewinnt oder wie früher, oder nicht? – Und ich sage auch da sind die Prinzipien dieselben. Du musst trainieren trainieren trainieren. Wenn du Fußballer bist musst du am Ball bleiben. Der Wille ist der stärkste Muskel des Menschen, haben die Sioux Indianer gesagt. ja, ich glaube den braucht man immer und dann ist es natürlich eine Frage von Ehrgeiz und vielleicht auch von Egoismus und von Eitelkeit, wie oft man das haben muss. Aber ich ich würde es gerne relativieren. Ich habe so viel mit Musikern zusammen gespielt, die noch nie Nummer einsen hatten und die zehn Mal besser waren.”

BM: 55 Jahre, ich habe gestern mal geguckt, wie ich überhaupt so auf die Karriere und die Musik von von Peter Maffay aufmerksam geworden bin. Und mir ist dann eingefallen, dass das über meinen Vater kam der damals ein riesen Fan von dir war. Ich habe gestern noch bei mir unten im Studio im im Keller bisschen gewühlt und fand dieses tolle Bild bzw. Schallplatte von deinem großen Hit “Du”. Passend zu dem Bildband würde ich jetzt mal sagen. War das das erste Shooting damals? Oder gabs davor schon eins.

Peter Maffay: “Das war mein erstes shooting, sieht man auch an dem misstrauischen Blick. Ich war Lehrling in München, wohnte in sehr bescheidenen Verhältnissen, in einer in einer Baracke mit ein paar Freunden zusammen, in einem Zimmer zu viert – und ich wollte aus dieser Enge raus. Und der einzige Weg den ich mir vorstellen konnte war Musik. Und ich habe tagsüber als Chemigrafen Lehrling gearbeitet und abends sind wir um die Häuser gezogen und haben Musik gemacht und dann kam plötzlich Michael Kunze, mein damaliger Produzent und sagte “ich bin Produzent und ich produziere Schlager. Mit dir würde ich das gerne mal probieren.” Okay Schlager ist ist mir eigentlich egal, Hauptsache ich hab ‘nen Schallplattenvertrag. Und das Ding wollte am Anfang niemand hören. Später war es dann anders.”

BM: Und das war’s dann auch schon. Herzlichen Dank für diese tolle Begegnung. Dir und deiner Familie alles Glück der Welt und bis bald.

Peter Maffay: “Sehr gerne. Das war ein schneller Ritt.”