Verschenktes Potential beim Hanau Großauheimer Mainuferfest 2024?

Archivfoto: Mainuferfest 2023
Archivfoto: Mainuferfest Hanau 2023 (c) Burning-Music.de

Nachtrag der Redaktion vom 17.05.2024: Wir bedanken uns bei allen Leserinnen und Lesern aus ganz Deutschland, die den nachfolgenden Artikel sage und schreibe über 16.000 mal abgerufen haben. Zudem hat unsere Berichterstattung in lokalen Social Media Gruppen zu angeregten, teils hitzigen, aber dennoch konstruktiven Diskussionen geführt. Auch einige Verbesserungen und Wünsche konnten durch diesen Austausch in diesem Bericht noch eingepflegt werden. Wir bedanken uns ebenfalls für die zahlreichen direkten Zuschriften und “stillen Unterstützer”, die sowohl Zustimmung als auch Unmut über die Veranstaltung äußersten. Ihre Wünsche werden wir diskret den Verantwortlichen zukommen lassen. Hier geht’s zum Artikel:

Am vergangenen Wochenende feierte das Mainuferfest “Hanau”, welches je her genau genommen in Großauheim stattfindet, seinen 3. Geburtstag. Wir waren für euch an allen Tagen vor Ort und haben hier einige Eindrücke zusammengefasst:

Im Jahr 2022 startete das Mainuferfest zwar mit kleinem Budget, aber dafür enorm viel Men- und Girlpower und legte im Jahr 2023 nochmal ordentlich eine Schippe drauf. Trotz durchwachsenem Wetter einem Technik-Ausfall und in diesem Zusammenhang für den Andrang einer viel zu kleinen Bühne, war es an fast allen Tagen auf der Festwiese im vergangenen Jahr stets sehr “kuschelig” und sehr gut besucht. Und unter anderem deshalb hat es wohl für das Fest in 2024 einige Veränderungen gegeben:

Tolle Spielewiese für Familien mit Kindern!
Zunächst einmal positiv zu erwähnen ist, dass es an allen Tagen einen bunten Mix an Aktivitäten und Aktionen für groß und besonders für die kleinen Gäste gab. Vom Kinderschminken, Bastelstationen, über Löschfahrzeuge, Hüpfburgen und auch das Hanauer Spielemobil wurde einiges geboten. Diese Angebote wurden ausgiebig genutzt und kamen bei allen Besucherinnen und Besuchern sehr gut an.

Lineup und Rahmenprogramm:
Das Fest, das im Kern ein Vereinsfest darstellen soll, präsentierte für 2024 gleich zwei Bühnen. Eine imposante Bühne für das Hauptprogramm und eine weitere, kleinere Bühne für Beiträge der lokalen Vereine, dessen Programmpunkte im Vorfeld nirgends bzw. nur in ausgewählten Facebook-Gruppen kommuniziert wurden.

Doch nun gab es gleich zwei Bühnen, die den Großteil des Tages entweder unbespielt waren, oder dessen Künstler und Künstlerinnen aufgrund nicht vorhandener Moderation vor leeren “Rängen” spielten, während auf der hinteren Hälfte des Geländes großes Getümmel herrschte. Die dadurch gestiegenen Kosten sollten im Vorfeld übrigens über Werbeslots auf einem LED Panel gegenfinanziert werden, zu abenteuerlichen Konditionen:
Ein 30 Sekunden Clip wurde für 1000 EUR und ein 60 Sekunden Spot zum “Sparpreis” von 3000 EUR angeboten.
Wer in Mathe aufgepasst hat, hätte dann wohl eher 2×30 Sekunden gebucht; Mit der kuriosen Auflage, dass die Clips während der “Stoßzeiten”, also dann wenn die Hauptbands spielen und sich die meisten Zuschauer vor der Bühne tummelten, nicht gezeigt werden würden.  Doch zurück zum Programm:

So startete das Fest am Freitag Abend unscheinbar aber solide mit den Starbirds, einer erfrischenden Pop Country Formation und übergab dann an die Aschaffenburger Cover-Band “Soulfire“, die in 2023 ihre Mainuferfest-Premiere feierte und dessen Sänger und Sängerinnen es leider auch in 2024 nicht geschafft haben die Songtexte, der Hits auswendig zu lernen, die schon jeder im Publikum beherrschte. Das iPad musste auf der Bühne mal wieder am Stativ aufgebaut werden. Absolutes NoGo. Glücklicherweise war das Publikum dennoch sehr begeistert.

Am Samstag Mittag durfte die Soundwerkstatt als Newcomer Act den Tag eröffnen und konnte die große Bühne als gutes Probenszenario nutzen. Es folgte als “Warm Up” für den Hauptact ein Auftritt der Band Ragglyff  mit einem erfrischenden Sound und einem charismatischen Frontmann, die leider vor einer leeren Wiese im Bühnenbereich, dafür bei bestem Wetter immerhin eine schöne Zeit hatten. Als Headliner für den Samstagabend wurden (erneut) die Band “Banjoory“engagiert, die in den letzten 30 Jahren gefühlt jedes Stadtfest rauf und runtergespielt hat und ihre Setlist zwar absolut routiniert, professionell, aber auch leider sehr vorhersehbar performte. Den Auheimern hat es natürlich trotzdem gefallen und so sorgte der Auftritt der lokalen Reggae Band mit ihren abenteuerlichen Dialekt-Texten wieder mal für ein “volles Haus”.

Am Sonntagmorgen folgte der obligatorische und mittlerweile traditionelle ökumenische Gottesdienst mit anschließender Verkündung der neuen Großauheimer Irminrat. Wir gratulieren “der Neuen” und bedanken uns an dieser Stelle auch bei Martina Körner, die den schönsten Stadtteil Hanaus bei unterschiedlichsten Anlässen in den letzten Jahren so wundervoll repräsentiert hat. Die Sängerin Estellina versuchte gegen 13:00 Uhr mit ihrem offensichtlich aus Frankfurt stammenden Keyboarder “FFM Joe” die Großauheimer für gute Soul Musik zu begeistern und war musikalisch und auch visuell der bis dato einzige Act, der etwas “Glamour” versprach. Jedoch hatte auch sie ihren harten Kampf vor einer leergefegten Bühne zu spielen und war daher leider sowohl musikalisch als auch von der Uhrzeit her absolut fehlplatziert beim Großauheimer Mainuferfest, schade. Den Abschluss machte Jermaine Alford, der analog zu seinem Auftritt beim Mainuferfest 2023 und dem Großauheimer Weihnachtsmarkt mit seinem Trio wieder die exakt selben Songs (außer “in der Weihnachtsbäckerei”) spielte inklusive der identisch einstudierten Ansagen dazwischen, auch schade.

Die zweite Bühne wurde obligatorisch als Nebenschauplatz vom Kamishibai Erzähltheater (der Bibliothek Großauheim) genutzt sowie für Auftritte der Orchestervereinigung und den Dancing Lions.

Das kulinarische Angebot und der Hüttenzauber beim Mainuferfest – Weniger “isst” mehr?
Die Veranstalter lockten mit einer “kulinarischen Meile”, doch das Angebot sah dann in der Realität etwas anders aus: Im wesentlichen präsentierten die Vereine Bratwurst im Brötchen an mehreren Ständen (bzw. Hot Dogs, also Brühwurst im Brötchen), Hamburgern und Pizza zur Zufriedenheit aller Gäste. Lediglich ein Verein machte sich die Mühe und präsentierte immerhin wieder seine beliebte Maultaschenpfanne. Für Veganer gab’s jedoch nur Popcorn (und Pommes; Hinweis einer Leserin). Nutzten etwa viele Vereine das Fest in diesem Jahr nur, um die Vereinskasse aufzubessern anstatt neue Mitglieder für ihren Verein zu werben? Oder war der Druck der gestiegenen Standgebühren verantwortlich?  Wo es in den letzten Jahren lustige Aktionen wie Torwandschießen  oder einen Ergometer-Ruder-Wettbewerb gab, beschränkten sich eine beachtliche Anzahl der Akteure auf Fast-Food gegen Cash, schade. Aus kuriosen Gründen, wurde zusätzlich der neuen Gastronomie am Mainufer, welche eine weitere kulinarische Note hätte beitragen können, untersagt Speisen am Mainuferfest 2024 anzubieten. Nur zu gerne hätten wir als Alternative zur Bratwurst auch mal einen Snack im Weckglas getestet. Aber glücklicherweise haben wir hierfür noch den gesamten Sommer Zeit und können einen Besuch am Ufer63 nur sehr ans Herz legen.

Randnotizen:
Aufgefallen ist uns, dass einige Vereine (darunter die Nachbarschaftsinitative Großauheim/Wolfgang “AiA”, die Fischerzunft Steinheim (mit seinen legendären FischFrikadellen und Räucheraal) oder das Auheimer Familienzentrum), die den Charakter des Festes im letzten Jahr maßgeblich geprägt haben in diesem Jahr nicht mit einem Stand vertreten waren. Auch der coole Ukulelen Verein präsentierte dieses Jahr keinen musikalischen Beitrag auf der Bühne. Darüber hinaus waren auch gewerbliche Anbieter wie das in 2023 bei den Kindern sehr beliebte Bungee Trampolin nicht zu sehen.

Gravierende Sicherheits Mängel stellten wir fest, weil der/die Veranstalter beim Mainuferfest 2024 An allen 3 Tagen tagsüber auf sichtbares Sicherheitsfachpersonal (Securities) oder Zugangskontrollen verzichtet hat. In den heutigen Zeiten, insbesondere bei der akut erhöhten Terrorgefahr, ist diese Einsparung bei der Sicherheit als grob Fahrlässig zu betrachten. Auch wenn am vergangenen Wochenende scheinbar und mal wieder alles “gut ging”, gab es rund um das Gelände vermehrt gemeldete Zwischenfälle. Die aufgestellten Durchfahrtssperren, ließen sich im übrigen mit nur 2 Personen ganz einfach zur Seite schieben.

Fazit: Das Mainuferfest 2024 hatte dank bestem Wetter (und sogar zwei Polarnächten) beste Vorraussetzungen die Erwartungen der vorherigen Jahre zu übertreffen, war in diesem Jahr aber mit angezogener Handbremse unterwegs. Unseren Beobachtungen zu Folge waren an allen drei Tagen weitaus weniger Besucher als bspw. in 2023 auf der Mainwiese unterwegs. Der “Spirit” lag nicht so sehr in der Luft, dafür aber zahlreiche Pollen und womöglich waren die der Grund für das Fernbleiben vieler Akteure beim Hanauer / Großauheimer Mainuferfest 2024. Dennoch ist die Fortsetzung dieses Festes absolut zu begrüßen und es ist eine große Bereicherung für die Region rund um Hanau. Nächstes Jahr bitte wieder in gewohnter Stärke!


8 Kommentare

  1. Bin Mitglied in einem Verein, der nicht mitgemacht hat. Der Kritiker hier hat in vielem Recht. Orga Team erzeugt en Haufe Koste mit Mega Bühne und tam tam und die Vereine müssen’s wieder reinhole und werden zu Gondeldienst genötigt. Von den hohen Standgebühren will ich garnet erst anfange.

  2. Verstehe den Hype nicht. Habe die Diskussion in einer Facebook Gruppe gelesen, absolut lächerlich, wie die sich da selbst feiern und über den Bericht meckern. Mal bisschen Selbstreflektion kann nicht schaden. Die Werbung sah aus wie ein richtiges Festival und dann komme ich aus Maintal dahin und sehe Dorffesst, Bierbänke und Weihnachtsmarkthütten. Epic Fail

  3. Das Mainuferfest war ein Reinfall. Die Veranstaltung am Samstag Abend war viel zu chaotisch und es fehlte an ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen. Überall stolperte man über selbst mitgebrachte Flaschen oder Becher. Keine Kontrollen, absoluter Freifahrtsschein für Kleinkriminelle. Da gehen wir nicht nochmal hin.

  4. Das mit dem “angeschwitzten” Eis haben wir auch gesehen. Für 1,50 EUR pro Kugel und eine 0815 Waffel, die man vom Softeisautomaten kennt, da haben wir lieber den “Slushie” vom Spielemobil gegönnt.

  5. Haben gelesen wäre eine Street Food Festival mit internationalen Ständen, aber am Ende fast nur “Deutsche” Gerichte. Sonst war ok.

  6. Alles in allem eine tolle Sache dieses Mainuferfest, wären wir nicht am Freitag Nachmittag beklaut worden. Brieftasche weg…

  7. Wir waren auch auf dem Fest und sind von Darmstadt gekommen, die Stimmung war insgesamt schön. Es gab vieles für die Kinder, jedoch gab es nur wenig Angebot für uns (muslimische) zum Essen. Leider auch sehr viele ungesunde Sachen.

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