Schleusen, Wehre und Staustufen sind beliebte Versammlungsplätze für Fische. Vor allen Dingen in der Sommerzeit bietet hier das Wasser bei warmen Temperaturen zumindest noch viel Sauerstoff und sollte auch diverse Raubfische zum jagen animieren. Auch für Angler sind solche Wehre oder Schleusen deshalb sehr beliebt. Damit Fische während ihrer Wanderung dennoch die teils 2-3 Meter hohen Stufen überwinden können, gibt es an vielen Schleusen und Wehren eine Fischwanderhilfe bzw. Fischtreppe. Leider NICHT am Main in Hainburg bzw. Kleinkrotzenburg.
Wir waren heute in den Morgenstunden (5:30 Uhr) an besagter Schleuse, um das Potential dieses “Hotspots” zu erörtern und konnten leider keinerlei Aktivität an der Wasseroberfläche sowie darunter feststellen. Selbst der sonst so fisch-affine Comoran zog nach nur wenigen Minuten (nach nur einem kurzen Tauchgang) von dannen. Wenige Tage zuvor auch in den Abendstunden und holten Auskünfte und Meinungen der Angler ein.
Sowohl bei den Fischen, als auch bei den Anglern hat sich die traurige Situation wohl herumgesprochen. Hier geht nichts mehr. Aber warum?
Der Main wird zwischen den Orten Kleinkrotzenburg und Mühlheim gleich von zwei Staustufen “isoliert”, die über KEINE Fischwanderwege verfügen. Für die Fische gibt es deshalb nur einen Weg. Und der führt zwar “abwärts” aber nicht mehr zurück. Das erreichen der oberen Flussregionen, damit Fische wie Aale, Forellen, Lachs etc. für Nachwuchs sorgen können ist somit nicht mehr möglich.
Mühsahm werden also Besatzmaßnahmen, jährlich und in kostenintensiver Arbeit durch die diversen Fischereizünfte akribisch betrieben. Mit einem ernüchternden Effekt. Die Fische wandern ab und kehren nicht zurück, oder sie landen am Haken der Angler. Das Territorium wird hingegen der Grundel überlassen, die zwar ein schlechter Schwimmer ist, sich aber zu helfen weiss. Denn die gefräßige Grundel saugt sich gerne an den zahlreichen Schiffen fest und reist per Anhalter bis in die oberen Flussregionen und fällt hier über Laichfische bzw. jungen Besatzfische her. Der Zander, der sich zwar gerne von der Grundel ernährt, hat aber auch im Main kein leichtes Leben. Viele Angler haben es eben genau auf diesen sehr beliebten Speisefisch abgesehen.
Auch die Frankfurter-Rundschau berichtete im Jahr 2019 schon über das Dilemma der “Einbahnstraße” für Fische im Main bei Hanau.
Ein Umbau der Staustufe zu einem Wasserkraftwerk war lange im Gespräch, die auch den Bau einer Fischtreppe mit sich gebracht hätte. Da der interessierte Privatinvestor es sich dann doch anders überlegt hatte, wurde das Projekt nie umgesetzt.
So ist dieser Mainabschnitt auch ein Symbol dafür, dass in Deutschland Industrie vor Natur geht. Denn auch das Kohlekraftwerk (Staudinger), welches an diesem Mainabschnitt liegt, profitierte lange von der besseren Befahrbarkeit des Mains durch die beiden Schleusen, über welche die Anlieferung der Kohle erfolgte. Angeblich soll das Steinkohlekraftwerk bald abgeschaltet werden.
Die hessische Landesregierung scheint sich für das Thema aktuell nicht zu interessieren. Baumaßnahmen stehen nicht im Programm. Ein Wasserkraftwerk mit Fischtreppe in Zeiten der “Energiewende und Nachhaltigkeit” wäre ideal, um Pluspunkte bei potentiellen Wählern zu holen. Ganz zu schweigen dass es der Artenvielfalt gut tun würde.
Nun steht sie da. Die im Jahr 1920 gebaute Schleuse Hainburg. Eine der ersten ihrer Art im Main und dennoch gilt hier: Durchfahrt für Fische verboten.
(c) Foto: burning-music.de
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