Hanau, das ist eine Stadt, die in den kommenden Jahren offiziell von Hessens größter Kleinstadt zu Hessens kleinster Großstadt werden will. Aus Hanau kommen Fußballstar Rudi Völler, die Gebrüder Grimm, Hitkomponist Patrick Kronenberger und TV-Gesicht Gina Lisa. Grund genug auch mal das Potential im Bereich Kultur und Entertainment genauer unter die Lupe zu nehmen. Schließlich sitzt in Hanau auch die Redaktion von burning-music.de. Bisher mussten unsere Redakteure für Konzertberichte bis dato weite Reisen auf sich nehmen. Denn als Medien- und Entertainmentstandort steckt Hanau noch in den Kinderschuhen. Umso mehr freuen wir uns über ein Ereignis, direkt vor der Haustür.
Mit dem Musical zu dem bekannten Grimm-Märchen Dornröschen wagt die Stadt Hanau erstmals die Aufführung eines Musicals. Die Location ist hier das Amphitheater eine charmante (überdachte) Freilichtbühne mit einer Kapazität von ca. 1350 Sitzplätzen und genügend Parkmöglichkeiten. Wir besuchen eine Vorstellung an einem Freitag Abend (20:30 Uhr). Ein angenehmer Sommerabend, ideale Voraussetzungen.
Geschätzt sind 90% der Sitzplätze belegt. Nur die Plätze am äußeren Rand rechts und links sind wahrscheinlich aufgrund der unvorteilhaften Sicht noch frei. Obwohl wir in Reihe 15 relativ weit hinten platziert wurden, ist die Sicht dennoch gut. Uns fällt das unerwartet aufwändig gestaltete Bühnenbild auf, das insgesamt drei Multifunktions- bzw. Drehplatformen beinhaltet.
Der Cast, besteht aus ausschließlich bundesweit importierten Darstellern, jedoch mit professionellem Background. Darunter Kerstin Ibald aus Wien (als die böse Fee), Kurosch Abbassi (als Prinz Alexander), Sophia Euskirchen (als Dornröschen), dem Autoren Wolfang Adenberg (überwiegend bekannt für Übersetzungen amerikanischer Musicals) und Komponist Marian Lux aus Berlin. Der lokale Talentmangel, kann unter anderem damit zu tun haben, da es in Hanau bisweilen keine Förderprogramme oder Akademien für Musical, Theater oder Schauspiel gibt, wie bspw. die The Musical Company im Vorort Buchholz bei Hamburg, deren lokaler Nachwuchs sogar teilweise der Sprung an die begehrte Hamburger “Stage Entertainment” gelingt.
Die Vorstellung beginnt und mit den Worten “Wo bin ich?” eröffnet Sophia Euskirchen im Kleid und weißen Sneakers das Stück. Begleitet wird sie dabei von einer richtigen Band mit soliden Musikern. Wir haben schon große Show-Produktionen erlebt, bei welcher die Musik aus der Konserve kam. Wir sind auch in diesem Punkt wieder angenehm überrascht. Gesanglich, schauspielerisch und musikalisch sehen wir über knapp 2 Stunden (mit Pause) ein sehr unterhaltsames und familientaugliches Musical mit bunten Charakteren. Dabei absolut kurzweilig und modern inszeniert. Auch die böse Fee entpuppt sich als heimlicher Star des Ensembles, denn Kerstin Ibald verteilt während des Stücks nicht nur Pyroknallfrösche, sondern fegt mit ihrer kraftvollen Stimme das Hanauer Publikum so richtig von den Stühlen.
Hier einige Eindrücke aus einem offiziellen Zusammenschnitt des Musicals:
Belohnt wird diese Vorstellung vom Publikum mit Standing-Ovations. Auch wir sind sehr dankbar für diese erfrischende Performance auf nationalem Niveau in Hessens kleinster Großstadt und wünschen uns für die Zukunft mehr davon!
Standing Ovations für Hanauer Musicalproduktion:
Wir sind gespannt welche Produktionen sich die Stadt Hanau (und Intendant Frank-Lorenz Engel) für das kommende Jahr ausdenken und ob es bald auch lokale Talente in diese Musicals schaffen. Alle Infos zum Programm, den Darstellern und natürlich auch Tickets zu den restlichen Aufführungen finden Sie unter: www.festspiele.hanau.de
(c) Titelbild: Hendrik Nix, Brüder Grimm Festspiele
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