Es gibt Bands, die so lange existieren werden solange es ihnen und den Fans Spaß macht und weiterhin schön brav die CDs aus den Regal abgeräumt werden und die dazu gehörigen Touren besucht werden.
Bis dahin nichts besonderes, werdet ihr denken. Nun, in Zeiten von fehlenden Musiksendern die wirklich Musik spielen und Radiostationen die sich nur auf die selben vier bis fünf Hits und ein paar Evergreens konzentrieren, wird man doch ab und zu überrascht.
Für mich waren bis dato die US-Rocker von „3 Doors Down“ nur im Hinterkopf präsent und ihr Zenith weit überschritten. Doch siehe da: Die Jungs schaffen es tatsächlich ihre letzte Scheibe auf den zweiten Platz der hiesigen Charts zu hieven und damit sogar erfolgreicher zu sein als in ihrer Heimat!
Eine begleitende Tour darf da natürlich nicht fehlen. Zu dieser gesellen sich die Südafrikaner von „Prime Circle“ und die Post-Grunger und Wahl-Amis von „Seether“.
Zunächst geben die Jungs um Ross Learmonth ihr Debüt als „Prime Circle“ auf deutschem Boden.
Sie machen ihre Sache in soweit gut, als dass sie es verstehen ihr Publikum anzuheizen. Das Problem besteht darin, dass die Songs zwar ihre Berechtigung haben zu existieren aber keiner sich wirklich schafft ins Gedächtnis zu brennen.
Man sieht ihnen ihre Begeisterung an, auf einer so großen Bühne vor Weltstars auftreten zu dürfen. Manchmal scheint sogar ein bisschen die Nervosität durch, die man am ehesten an den Aussagen erkennt, bei denen durchgehend erwähnt wird was für eine Ehre es sei aus Südafrika zu kommen und hier spielen zu dürfen.
Nichtsdestotrotz ein solider Auftritt, der zwar Potential aufzeigt aber Probleme hat in Erinnerung zu bleiben.
Nach dem obligatorischen Umbau, betritt „Seether“ als Trio das Zenith. Die meisten die diese Band kennen, werden immer wieder mitbekommen haben wie sie mit Lob überschüttet werden und eine riesige treue Fanbase rund um den Planeten aufgebaut haben.
Leider sind an diesem Abend die Vorschuss-Lorbeeren nur bedingt angebracht.
Dafür dass die Halle, proportional zur Größe der Band, eigentlich passen müsste wirken sie relativ verloren vor ihrem gigantischen Backdrop.
Zudem scheint der Sound nur im Bereich des Mischpults zu stimmen, denn außerhalb dessen Radius verschwimmt der ohnehin schon raue Sound in Rückkopplungen und matschig abgemischtem Musikbrei.
Trotz allem geben sich „Seether“ keine Blöße und ziehen ihre Show routiniert durch.
Ab und zu schleicht sich aber das Gefühl ein, dass zumindest Shaun, der Frontmann an Lustlosigkeit leidet. Als würde er eine gewisse „Grundangepisstheit“ unterstreichen wollen, lässt er zum grande finale seine Gitarre am Schlagzeug-Sockel zerschellen.
Da konnten vor allem die jungen, unter den größtenteils im mittleren Alter anzusiedelnden Zuschauern etwas Rock’n’roll der alten Schule riechen.
Leider kommen sie an diesem Abend nicht an den erhofften Status des heimlichen Headliners ran.
Diesen geben sich „3 Doors Down“ alleine schon optisch bei dem Umbau der Bühne: Alle Boxen und Gerätschaften werden von der Bühne geschafft und eine überdimensionale Leinwand teilt sich mit dem Schlagzeug und ein paar Mikros das Feld.
Schon zu Beginn des Sets feiert zumindest das vordere Drittel der Halle die Band frenetisch ab. Es kommt dabei fast schon eine Boyband-Stimmung auf.
Der Sänger Brad Arnold tut sein übriges mit wohlproportionierten Bon Jovi-Gestiken und dem betoniertem Lächeln.
Dank der eben erwähnten Leinwand auf der sich ab und zu auch die abgefilmten Bandmitglieder wieder finden, kommt ständig das Gefühl auf bei einer waschechten Ami-Rock-Show zu sein und diese ziehen ja bekanntlich wie an diesem Abend die Maßen.
Als würde man das Klischee noch abrunden wollen, gibt Arnold noch ein paar patrotische Stellungnahmen ab und gibt damit dem ganzen einen mehr als nur faden Beigeschmack.
Die Setliste ist gespickt mit aktuellen Hits und Klassikern der ersten Stunde, doch der glattgeleckte Look und das wandelnde Klischee haben bei mir einen eher mäßigen Eindruck hinterlassen.
Als Fazit darf man sagen, dass der „typische“ 3DD-Fan mehr als nur zufrieden sein sollte, aber als regelmäßiger Konzertgänger mit objektiven Sichtweisen hätten alle Beteiligten sich etwas mehr Mühe geben können.
Doch das nächste Mal kommt bestimmt. So eine Erfolgswelle wird von solchen Band nicht zum abebben gebracht und „Seether“ werden bestimmt auch mal wieder auf einer Bühne stehen die das ganze natürlicher wirken lässt.
Alles in allem: Der Wochenend-Rocker wird zufrieden sein! 😉
Igor Barkan
Photos: N.W.
Seether
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3 Doors Down
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